Niemals war der Kontrast zwischen brennenden Wäldern und glitzernden Abendkleidern so offensichtlich wie in diesem Jahr. 2025 ist die Verleihung der kleinen goldenen Statue eines der (wortwörtlich) heißesten und kontroversesten Thema, das zur Zeit on-und offline diskutiert wird. Die verheerenden Waldbrände in und um Los Angeles haben weite Teile des Countys verwüstet und zahlreiche Menschen obdachlos gemacht. Die Frage, die sich viele nur wenige Wochen vor der geplanten Veranstaltung stellen: Ist es angemessen, eine derart opulente Feier abzuhalten, während wenige Kilometer entfernt noch die Flammen lodern und viele Menschen unter den Folgen der Katastrophe leiden?

Glut trifft Glamour und Glitzer.
(Bildquelle: Daria Devyatkina/Flickr; StockCake/ AI Generated)

Oscars vs. Umweltkrise – geht das zusammen?

Los Angeles, das Epizentrum der Filmindustrie, ist nicht nur Austragungsort der Oscars, sondern auch regelmäßig von Waldbränden betroffen. Die klimatischen Bedingungen, verstärkt durch den Klimawandel, sorgen Jahr ein, Jahr aus für eine steigende Anzahl an Bränden. Doch diesmal ist es besonders schlimm: Mehr als eine Million Acres Land stehen in Flammen, Tausende Häuser und Existenzen wurden bereits vernichtet, Hunderttausende Menschen mussten evakuiert werden. Dicker Rauch liegt über der Stadt, die Luftqualität erreicht alarmierende Werte, während Feuerwehrleute unermüdlich gegen die Brände ankämpfen. Die wirtschaftlichen Verluste gehen in die Milliarden, die Natur erholt sich nur langsam. All das führt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Entscheidung, die Oscars trotz der gravierenden Naturkatastrophe direkt vor den Toren des Dolby Theatres stattfinden zu lassen.

And the winner is…

Trotz aller Kritik – die Oscars werden nicht abgesagt. Die Veranstalter verteidigen ihre Entscheidung und argumentieren, dass die Verleihung nicht nur eine Hommage an die Filmkunst ist, sondern auch eine Plattform bietet, um auf bedeutende Themen aufmerksam zu machen. Viele Preisträger dürften ihre Dankesreden deshalb dafür nutzen, um die Klimakrise und die Notwendigkeit nachhaltiger Maßnahmen in den Fokus zu rücken. Darüber hinaus werden wohl Spendenaktionen gestartet, um den Opfern der Brände direkt zu helfen.
Doch reicht das? Kritiker werfen der Filmindustrie vor, sich trotz dieser Zeichen der Solidarität nicht ausreichend mit den Ursachen der Katastrophe auseinanderzusetzen. Die massive Produktion von Filmen und Events wie den Oscars trägt zur Umweltbelastung bei, und eine bloße Thematisierung des Problems reicht nicht aus, um wirklich Veränderungen zu bewirken. 

Feiern trotz Krise – vertretbar oder pietätlos?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Einerseits bieten Events wie die Oscars Hoffnung und Zusammenhalt – gerade in schwierigen Zeiten. So sind Kunst und Kultur wichtige Bestandteile unserer Gesellschaft und können ein Sprachrohr für Missstände sein. Andererseits wirkt es befremdlich, wenn sich Hollywoods Elite in Luxuskleidung feiert, während andere alles verloren haben. Letztendlich bleibt es eine Gratwanderung. Vielleicht braucht es aber auch einen radikaleren Wandel: nachhaltig produzierte Filme, umweltfreundlichere Events und ein echter Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise sollten die symbolische Gesten ablösen. Die Oscars könnten mehr sein als nur eine Show. Die Frage ist: Wollen sie das überhaupt?!

Die Autorin

Judith Lorenzon
Judith LorenzonRedakteurin